Feuchte, schwüle Luft empfing uns, als wir das Flugzeug Richtung Ankunftshalle verliessen. Auf dem Gepäckband, das aus dem dem letzten Jahrhundert zu sein schien, ruckelten unser Koffer heran. Es gab vier Alkoholshops, in dem wir Whiskey und Wein erstanden. Die Einreise war so einfach wie selten in einem anderen Land. Passkontrolle, Stempel rein – ohne aufzuschauen und ein “Welcome to..”
Na ? schon eine Idee wo wir gelandet sind ?
Nachdem wir offiziell in die ehemalige Britische Kolonie eingereist waren, fanden wir uns mit wenigen anderen bei der lokalen Kleinfluggesellschaft ein, um zu unserem eigentlichen Ziel, etwa eine halbe Flugstunde südlich zu gelangen. Das Ticket war ein Post-it, der mit ein paar Zahlen beschrieben war. Erneut ging es durch die Sicherheitskontrolle, wie in Houston ohne Schuhe, doch um sehr vieles freundlicher und unkomplizierter. Als ich dem jungen Angestellten der Fluglinie in der Abflughalle unsere Post-Its zeigte, wusste er nichts damit anzufangen. So fragte er nach unseren Namen. Leider verstand er diese nicht und so zeigte ich auf eine sehr kurze Liste mit Namen, die auf seinem Klemmbrett lag, auf zwei Einträge – unsere Namen. Er hakte diese ab, und wir waren eingecheckt
Wieder im Freien, gingen wir zu unserem sechs Passagier fassendem Kleinflugzeug, unter einem wolkenlosen stahlblauen Himmel entgegen. Wir nahmen Platz und nachdem ich die Einstiegsluke von innen verschlossen und verriegelt hatte, ging’s los. Die kleine Maschine wackelte und wurde die ersten Meilen entsetzlich durchgeschüttelt. Den anderen Passagieren zuliebe übergab ich mich vorsichtshalber nicht, dann als ich dachte mein halb verdautes Frühstück präsentieren zu müssen, wurde es ruhiger und es blieb für alle ein Geheimnis, was ich gefrühstückt hatte.
Nach einer halben Stunde landeten wir am Zielflughafen und das ging so: Der Pilot drosselte die Geschwindigkeit und drückte den “Steuerknüppel” nach vorne. Plötzlich kippte das Flugzeug nach vorne und unten und ging meiner Meinung nach mehr in einen Sturzflug als in einen Sinkflug über. Kurz vor dem Aufschlag zog der Pilot hoch und wir setzten mit einem nicht so sanften Ruck auf die Landebahn auf. Diese wollte uns jedoch noch nicht und stiess uns wieder ab, um nach einer Sekunde mit einem erneuten Ruck aufzusetzen. Diesmal blieben wir in Verbindung mit der Erde. Dann, bevor ich es richtig registrierte, wurde ich auch schon nach vorne geworfen, was in Anbetracht meines nicht angelegten Sicherheitsgurtes zu Probleme hätte führen können. Meine Hand, um mich abzustützen, war glücklicherweise schneller als mein Kopf. Es sah auch um einiges eleganter aus, mich mit meiner Hand, anstatt meines Gesichts am Vordersitz abzustützen ;-). Als ich mich wieder zurückstämmte, war die Maschine bereits zum Stillstand gekommen. Dabei hatten wir sicherlich noch 20 Meter bis das Meer begann und die Lande/Startbahn endete. Ich öffnete die Einstiegluke, als ich von einem Mitarbeiter des hiesigen Flughafens, von ausserhalb der Maschine, etwas dümmlich angesehen wurde. Wir stiegen aus und warteten etwa fünf Meter vom Flugzeug entfernt auf unseren Koffer. Absperrung zur Strasse gab es keine – auch war es kein Problem, als ich das Flugzeug erneut alleine betrat, um nach meinem verlorenen Gepäckaufgabeschein (wieder ein Post-it) suchte. Auch kein Problem, wie es sich herausstellt und “Welcome to…” Na? Wo sind wir ?
Mit Hilfe eines Mobiltelefons, das wir uns von einem, besser gesagt dem einzigen Taxifahrer liehen, telefonierten wir mit unserem Vermieter, der uns eine halbe Stunde später abholte. Wenig später bezogen wir unsere kleine 5×5 Meter grosse Hütte auf Stelzen, ganze 10 Meter vom Meer entfernt. Dazwischen Sand, Palmen mit grünen Kokosnüssen bestückt (die nur darauf warteten uns zu erschlagen), ein paar Büsche und sonst nichts. Neben uns eine andere Hütte mit Gästen aus Vancouver, Washington, USA, die wir nicht nur in Kürze kennenlernen durften, sondern sie auch gleich ins Herz schliessen würden.
Solltet Ihr noch nicht wissen wo wir sind, hier ein paar Details zum Land, das 1981 seine “Unabhängigkeit” vom Empire erlangte, aber im Commonwealth verblieb. Das Land grenzt im Norden an Mexiko und im Westen und Süden an Guatemala. Jetzt holt bloss nicht den Atlas hervor oder tippt auf eurem Smartphone auf das Maps Icon. Das englischsprachige Land gilt als Geheimtip in Zentralamerika. Das kleine Land mit seinen rund 400.000 Einwohnern lässt einen sprachlos werden (auch anders als man denkt) und dann verändert es sich in einen Storyteller. Es erzeugt Erinnerungen, die man am Esstisch für Jahre mit Freunden und Familie teilen kann. Ihr werdet noch lesen warum 😉
“The Jewel” wie die Einheimischen ihr Land nennen, hat eine spektakulär lebendes Riff – das zweit längste der Welt, mit Tauch und Schnorchelerlebnissen der Extraklasse. Manche der 200 vorgelagerten Inseln sind in privater Hand und Luxushotels garantieren ein unvergessliches Erlebnis – nicht immer ein positives. Aufgrund der hohen Preise hinterlässt es auch einen bleibenden Eindruck auf dem Bankkonto. Für die Abenteurer wartet das Hinterland mit jungfräulichen Regenwäldern (30% davon sind geschützt), das grösste Höhlensystem und der höchste Wasserfall Zentralamerikas. Flüsse, Heimat von Singvögel jeglicher Kolorierung, Iguanas und Heimat von frei lebenden Jaguars. Kilometerlange weisse und goldene Sandstrände und ein unglaubliche Vielzahl an Meeresbewohnern – von Walhaien bis zu den seltenen Seepferden – verzaubern den maritimen Gast. Es ist ein karibisches Land mit Maya, afrikanischen und europäischen Einflüssen. In diesem Land ist kein Tag wie der andere. Mit dem Kajak zum Farmers Market in San Ignacio, alte Maya Ruinen entdecken und abkühlen unter einem Wasserfall. Cashew Wein trinkend durch einen Urwald wandern und Ausschau nach Affen oder einem Jaguar halten. Letzterer sieht garantiert den Wanderer auch wenn es umgekehrt nicht klappt
So, alle Mitarbeiter des hiesigen Tourismusbüros können nun aufhören zu lesen, unsere Kontonummer findet ihr auf der Seite “Unterstützt uns”. Für alle anderen: es gibt Schattenseiten, die sich nicht verstecken lassen. Zu allererst, das Seegras. Eine Plage, nicht nur hier, sondern auf der gesamten Golfküste. Mit dem Seegras – sozusagen als Dreingabe – gibt es die Sandflies. Unmengen davon, Tonnen besser gesagt Milliarden davon (nur auf unserem Standabschnitt). Die Hälfte von denen haben mich gebissen. Ich sah nach dem zweiten Tag aus wie ein Streusselkuchen. Vom dritten Tag möchte ich gar nicht anfangen. Hausmittel, Insektenspray und ähnliches was die kleinen bissigen Biester aufhalten sollten, versagte auf ganzer Linie. Dazu kommt der Gestank vom alten Seegras und Unmengen von Müll, Plastik- und Glasflaschen, Müllsäcke, Paletten, Milchtüten und vieles, was sich im Detail nicht mehr identifizieren lies, schwimmt im Meer herum.
Ich war zwar noch nicht in einem solchen gewesen, doch scheint mir dieses Land wie ein sogenanntes “Dritte Welt Land”. Warum ? Viele Strassen sind Schotter und Lehmstrassen, es gibt Dörfer, die aussehen wie in einem Dokumentarfilm aus den 90igern in dem Favela’s in Rio oder die Township in Südafrika gezeigt wurden. Kinder, Frauen und betrunkene, anmutende Männer, teils mit dunkler Hautfarbe, liegen oder sitzen im Staub, neben einem Dutzend aufgerissener Müllsäcke. Über ihnen eine mehr als baufällige Hütte aus Holz auf Stelzen. Die Farbe ist nur noch zu erahnen. Ab und an ist einer der vier Stützbalken gebrochen und das Haus liegt schräg auf einer Seite am Boden. Das Haus scheint dennoch auf eine abenteuerliche Weise bewohnt zu sein. Wie und warum ist unklar. Auf der Strasse Müll soweit das Auge reicht. Spaziert man hier entlang, sieht man leere Blicke, die durch einen hindurchsehen. Manche Kinder sind Haut und Knochen in abgerissenen T-Shirts und dreckigen Shorts. Manche Erwachsene sehen nicht besser aus. Dann und das ist das paradoxe, sehe ich Kinder und Mütter auf ihren Smartphones tippen. Vermutlich posten sie gerade ihr Seelenleben oder ihr letztes Essen auf Instagram.
Dann sind da noch die hohen Preise für Alles: Essen, Ausflüge, Mieten, Lebensmittel, etc. Der Touristenpreis ist etwa viermal so hoch, als die Preise für die Einheimischen. Bei Ausflügen noch ein wenig mehr. So kostet ein Leihauto etwa 90 USD pro Tag für Touristen und 20 USD für Einheimische.
Ein interessanter Punkt ist, dass alles alt und irgendwie kaputt ist, interessieren tut dies allerdings niemanden. Egal ob sich um Fährräder, Türen zu Hotels, Restauraunts, Toiletten ohne Spülung (manchmal war ein Eimer mit einem Plastikbecher daneben aufgestellt) oder einfach nur um dem defekten Salzstreuer im “Restaurant” handelt (falls es einen gab). Unser Leihauto bildete hier keine Ausnahme. Unser fahrender Schrotthaufen, wie wir unseren weissen KIA liebevoll nannten, fiel buchstäblich auseinander. Radio defekt, hintere Scheiben defekt, ein riesiger Sprung in der Windschutzscheibe, die Federung krachte und ächzte bei jeder Bodenunebenheit, die Lenkung quietschte, das Armaturenbrett war völlig zerkratzt, der Funkteil des Autoschlüssels funktionierte nicht und der Schlüssel selbst, hielt mit Klebeband und Draht notdürftig zusammen – leider nicht gut genug, da wir ständig den Schlüsselteil, also das Metallding andauernd verloren oder einfach im Schloss stecken blieb. In diesem Fall konnte ich diesen nur noch mit einer Zange abziehen. Auf dem Übernahmeprotokoll, bei dem an der schematischen Darstellung anzuzeichnen ist, wo Schäden sind, musste an jeder Stelle mein Kugelschreibern aktiv werden. Als ich fertig war, war die Darstellung fast ausgemalt, als hätte ein Kleinkind ein Malbuch in der Hand gehabt. Witzig war, dass wir auf das Auto warten mussten, da es gerade in der Reinigung war. Wir hatten bisher noch nie ein so dreckiges Auto von einem Autovermieter erhalten, als nach der Reinigung hier. Hatte ich schon erwähnt, dass wir den Tankdeckel mit “Duct Tape” zukleben mussten ?
Und wisst ihr nun wo wir sind ? to be continued
Daniela Walser
... und wer es immer noch nicht weiß, schaut aufs Foto ;-) Miss you guys!!!!