Südafrikanischer Wein begleitet mich schon seit ich denken kann. So wie Argentinischer Wein – doch da war ich noch nicht. Ich bin kein Sommelier und so geniesse und berurteile ich den Wein der mir kredenzt wird, nach Stimmung, Umgebung und Gesellschaft. Mehr als die blumige Sprache der “Weinkenner” nutze ich einfache Worte wie “frisch”, “süss” oder Vergleiche wie “nach Litschi” und “wie Flieder”. Aber was weiss ich schon, ich nutze auch “schmeckt nach Pflaster” wenn ich in ein Buchweizenbrot beisse. Der Weinkenner wuerde hier vermutlich “adstringierend” das Gesicht verziehen und das ganz ohne Tannine.
Und so kommt es, dass ich den Wein in Südafrika, speziell im Cape Wineland lieben gelernt habe. Die Weinverkostung zeigt sich von der Seite dich ich am liebsten habe. Unkompliziert, mit Musik (meist Live) gutem Essen und noch beeindruckenderem Ambiente. Dass das ganze kein Loch in unseren Geldbeutel schlägt, versüsst das Erlebnis.
Samstag und Sonntag sind die erlebnisreichsten Tage um die Weingüter zu besuchen. Natürlich ist es auch unter der Woche möglich die meisten Weingüter zu besuchen. Die Big Show ist den Wochenenden vorbehalten. Hierzu setzten wir uns ins Auto und steuerten wahllos eines der unzähligen Weingüter in Stellenbosch und Franschock an. Dort wird auf riesigen bewachten Parkplätzen der Wagen abgestellt. Dann gehts zur Sache. Je nach Weingut, werden die unterschiedlichsten Dinge angeboten. Von Imbissen, Restaurants, Picknicks, kleine Kunstmärkte, Kleidermärkte, Livemusik, Kinderspielplätze, Töpferkurse, Weihnachtsgospels (vermutlich nur um Weihnachten 😉) gibt es hier alles. Auch stellt jedes Weingut für Veranstaltungen Hallen, Hütten, Aussenbereiche und Picknikflächen zur Verfügung. Meist für Hochzeiten, aber auch Firmenfeiern und andere Feste. Die Weingüter selbst sind oft in charmanten Gebäuden im kap-holländischen Stil untergebracht, die ein Zeugnis der reichen Geschichte der Region sind.
Die Weingüter lassen sich einzeln oder im Verbund auf den unterschiedlichsten Arten erkunden. Mit dem Rad, dem Scooter, dem Pferd, mit einem Weintrolley (eine Strassenbahn auf Rädern) oder ganz speziell mit dem Weinzug in Franschock. Geführt oder selbst gefahren (nicht den Weinzug).
Ich bin beeindruckt von der Vielfalt der in Stellenbosch und Franschok produzierten Weine, von den vollmundigen Rotweinen bis zu den frischen und erfrischenden Weißweinen. Mein Liebster ist der Chenin Blanc “shen-nin bla”. Whats not to love? Er ist vielseitig in Stil und Süße und kann sich an eine Vielzahl von Geschmäckern anpassen. Manchmal schmeckt dieser wie “gebuttertes Popcorn”. Das war ein Scherz. Ein “Weinkenner” hat mir erklärt, dass der aus Frankreich stammende Wein manchmal so schmecken kann. Über 50% der weltweiten Produktion findet übrigens in Südafrika statt.
Die Weinregion am Kap ist nicht nur ein Ort, an dem Trauben angebaut werden, sondern auch ein Gebiet, in dem die Geschichte und Kultur Südafrikas gefeiert und bewahrt wird. Viele der Weingüter bieten Führungen an, die den Besuchern die Geschichte der Region und der Menschen, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist, näher bringen.
Ein Besuch in Stellenbosch ringt dem Besucher das Versprechen ab wiederzukommen um noch mehr den köstlichen Wein der Region zu probieren und dessen Geschichte und Kultur zu erkunden.
Noch ein Sicherheitshinweis an dieser Stelle. Seid auf den Strassen rund um das Weingut vorsichtig. Ein äusserst interessantes Verhalten zeigt sich bei den vielen Besuchern die nach den unzähligen Gaumenfreuden der Region mit zuviel Wein ins Auto steigen. Damit meine ich nicht die vielen Kisten Wein, die im Kofferraum verschwinden, sondern mehr die grosse Menge Traubennektar, die von einer Flasche in die andere gekippt wird. Oder kurz: betrunken Auto zu fahren, scheint hier das normalste der Welt zu sein. Darauf angesprochen, antworten unsere Bekannten Paul und Stacy “Es ist viel zu gefährlich hier mit dem Bus zu fahren oder Gott bewahre zu Fuss zu gehen”. Verständnisvoll aber bestimmt, schüttelten wir in absolutem Widerspruch den Kopf.
Leave a Reply