“Hör mal” sagte Nina im Flüsterton. Ich spitzte meine Ohren und lauschte. Holz knisterte im Lagerfeuer vor uns, ein paar Grillen begrüssten die Nacht und ab und an knarrte es im Unterholz. Ich hörte die übliche Musik des Waldes, der Natur und als ich nach oben blickte, erhellten Millionen Sterne den Nachthimmel. Es war einer dieser mondfreien Nächte inmitten der Sierra Nevada in Kalifornien. Wir hatten unser Nachtlager im Nirgendwo neben einem See aufgeschlagen. “Ich höre nichts”, antwortete ich fast eine Minute später. Ich konnte Nina´s zufriedenes Lächeln im Schein unseres Lagerfeuers sehen. “Ganz genau”, sagt sie.
"A long time ago, in a
galaxycountry far, far away...."
Wie meist auf unserem Blog ist seit unserem letzten Beitrag nicht nur viel Zeit vergangen, sondern auch viel passiert. Sehr viel. Nach der Kakao Zeromie in Playa del Carmen machten wir uns auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise durch Mexiko. Nach dem Ablauf unseres Visums wollten wir dann in die USA einreisen, da uns der Weg in den Süden nach Guatemala durch neueste Einreisebestimmungen verwehrt war. Dieser Abschnitt unserer Reise führte uns durch die ärmsten und gefährlichsten Gegenden Mexiko´s und hat uns an unsere Grenzen gebracht. Begonnen hat diese Fahrt mit einem Motorschaden am Tag unsere Abreise. Es dauerte zwei Wochen, um mit viel Geld unseren Pepe von der korrupten Werkstatt “freizukaufen”.
Weiter ging es mit gefährlichen Situationen entlang eines abwechslungsreichen und armen Landes. Wir wurden von Polizisten ausgeraubt, mit Steinen und Bierflaschen beworfen, bedroht und bestohlen. Wir zahlten an jeder Ecke “Ausländersteuer”, die oft das zehnfache des normalen Preises war.
Doch was uns am meisten zu schaffen machte, war der ständige Lärm. Wenn jedes Land ein Wort hat, ist “Laut” das Wort von Mexiko. Immer und überall – vor allem am Land. Egal wo und wie wir unser Nachtlager aufschlugen, wenig später kamen von irgendwoher ein dutzend Mexikaner mit Hektoliter Bier und Lautsprechern, die jeden Discobesitzer neidisch werden liessen. Und dann johlten, schrien und betranken sie sich bis in die frühen Morgenstunden. Dann fuhr die Meute wieder ab, zurück blieben Tonnen von Müll. Manchmal trafen zwei unterschiedliche Gruppen zusammen, dann plärrten zwei unterschiedlich Songs aus nur wenigen Metern entfernt aufgestellten Diskolautsprechern. Nach der zwanzigsten Dose Bier binnen einer Stunde, stört das natürlich niemanden mehr. Bis auf – uns.
Eine der Höhepunkte dieser Abenteuerfahrt war die “Austrian Extraktion”. So hat unsere Freundin Janel, die nervenaufreibende Aktion genannt, um uns – die zwei Österreicher – aus Mexiko rauszubekommen und sicher in die USA zu bringen. Und von dieser “Austrian Extraktion” will ich euch berichten, um euch einen Geschmack unserer Mexiko Reise zu geben.
So nehme ich euch nun an der Hand, springe in meine Gedankenzeitmaschine in die Szene “Eins” dieses mehrtägigen Schauspiels. Denn die interessantesten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben. Schauplatz der Szene “Eins” ist der menschenleere US Grenzübertritt in der Nähe eines der gefährlichsten Städte Mexikos – Laredo. In den Hauptrollen: die zwei Österreicher (das wären dann wir) und ein besonders übelgelaunter amerikanischer Grenzpolizist. In den Nebenrollen ein weiterer Grenzpolizist. Und noch einer. Und dann noch einer. Und dann noch eine Grenzpolizisitin. Zu ihrer üblen Laune kam auch noch ihr aggressives Verhalten hinzu. Und zu guter Letzt, ein weiterer übel gelaunter Grenzpolizist. Alle hatten sich um unseren Camper versammelt und freuten sich zwei Reisende wie Hochkriminelle zu behandeln. Polizist Ramires (habe den richtigen Namen verdrängt), auserkoren, um das heilige Land vor den fiesen Reisenden aus Mexiko mit österreichischen Reisepässen und einem gefährlich aussehenden amerikanischen Auto zu verteidigen, verweigerte uns nach zwei Stunden Befragung die Einreise. Die Entscheidung war klar – wir mussten zurück nach Mexiko.
Begonnen hatte das Ganze mit einem Virus, der von China aus der Welt den Kopf verdreht hat…das war nun doch ein wenig zu früh angesetzt. Also noch einmal: Begonnen hatte das ganze Fiasko einige Stunden früher in der grössten Stadt im Norden Mexikos – Monterrey.

Teil 1: Gutgläubig und naiv
Wir fuhren weiter. Wir sagten nichts. Hundert Meter später trat ein Mexikaner bei einer Ampel mit seinem Fuss auf unsere hintere Stossstange und hinterliess eine hässliche Delle. Ich fuhr trotz roter Ampel weiter. “Vergiss die andere Grenze”, sagte ich hastig zu Nina, die mir die Richtungen zurief. “Wir fahren zurück zu Columbia Crossing” fügte ich hinzu, als ich das Steuer herumriss, um eine Abzweigung zu nehmen. Dafür erntete ich Gehupe von kreuz und quer fahrenden Autos und Geschrei von mehreren Passanten. Ein paar Seitenstrassen weiter warf ein kleines Kind einen faustgrossen Stein auf uns. Der Stein traf uns seitlich auf der Windschutzscheibe und hinterliess einen Riss (ein paar Wochen später sprang unsere ganze Windschutzscheibe und wir mussten diese tauschen). Einige wütende Schreie und Drohungen später waren wir aus Laredo raus und wieder auf dem Weg zur Columbia Crossing.
Wir redeten wenig und waren angespannt. Es dämmerte als wir offiziell aus Mexiko ausgereist waren und zur US Grenze kamen. Zwei Grenzpolizisten, bereits auf der US Seite, stoppten uns direkt auf der Brücke, also noch vor der eigentlichen Grenze. “Die Grenze ist geschlossen”, schallte es in Englischem strengen Ton zu uns.

"Die Grenze ist geschlossen"
Teil 2 - Die erneute Einreise



Teil 3 - Wir haben einen Plan



Teil 4 - Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert
Schliesslich ging die Tür auf und eine Flugbegleiterin schob eine weisshaarige Lady in einem Rollstuhl heraus. “Oh verdammt, was ist passiert?”,



Teil 5 - Auf zur Grenze

Teil 6 - Es ist erst vorbei ,wenn es vorbei ist
Wir erreichten den Flughafen etwas früher als gedacht und fuhren direkt zum Sixt Schalter. Ich sprang aus dem Auto und ins Innere des kleinen Verkaufsgebäudes. “Wir sind spät dran und benötigen dringend ein Taxi zum Terminal”, informierte ich hastig den Angestellten, der mich mit blutunterloffenen Augen ansah. Als er mit mir redete, roch ich das Bier in seinem Atem. Das kann doch alles nicht war sein, dachte ich nur, als er hinter mir nach draussen wankte. Er kontrollierte alle Wageninhalte, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte: Zwei Scheibenwischer, vier Radkappen, ein Reservereifen, ein Wagenheber. Er schaltete das Licht ein und vergewisserte sich, ob alle Lämpchen noch da waren. Und so weiter. Dann bat er uns in das Auto zu steigen, er bringe uns zum Flughafen. Nina blickte mich an und zuckte mit den Schultern. “Was solls, Hauptsache wir können Mexico verlassen”, murmelte sie als wir in Schlangenlinie zum Terminal gebracht wurden.
"Du kannst nicht ausreisen, weil du nicht nach Mexiko eingereist bist" - der unfreundliche Grenzpolizist
"Be the reason someone believes in the goodness of people"

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Hi, ich bin Jürgen. Die meisten kennen mich als Jay. I know, das kann manchmal verwirrend sein. Wie ich zu meinem neuen Namen gekommen bin, hat mit hunderten falschen Starbucks Bechern, die allesamt mit anderen Namen beschriftet waren, zu tun. So kraftvoll wie in diesen letzten Jahren ist mir das Leben noch nie begegnet und es darf mich nicht wundern, dass ich das Reich von schnellen und unpersönlichen Geschäften und dem Erfüllen der Erwartungen der Gesellschaft hinter mir gelassen habe. Ich habe mein Sakko gegen Wanderkleidung und Shorts getauscht, das Aftershave gegen Insektenspray und mein Auto gegen einen Camper.
2 Comments
Das Böse kann nicht mit der ganzen Seele getan werden; das Gute kann nur mit der ganzen Seele getan werden. Wünsche euch auf euren Wegen noch viele schöne Begegnungen - insb solche wie mit Linda....
Iris
Unglaublich eure Geschichte! Ich bin sprachlos und habe großen Respekt vor eurem Mut!