Willkommen zu unserer ersten Etappe unserer Reise in England. Mit unserem Wohnmobil “Henry” erkunden wir die Insel.
Dover
Die weissen Klippen von Dover
Unser erster Stopp in England. Ziel der Fähre über den Kanal und Heimat der berühmten weissen Kalkklippen. Unsterblich geworden, in unzähligen Liedern, Filmen und Literatur. Die einzigartigen Klippen von Dover sind das grosse und unübersehbare “Welcome Home” Zeichen an Generationen von Reisenden und Soldaten. Über 100 Meter hoch erheben sich diese Giganten als Zeitzeugen über den Kanal von England.
Das heruntergekommene Stadtzentrum ist eine traurige Einleitung für Städte und Dörfer in England. Die meisten der Reisenden, die mit dem Kreuzfahrtschiff oder wie wir, mit einer Fähre in Dover ankommen, passieren die Stadt sehr schnell.
Auch wir waren gierig weiterzufahren. Das in der Grafschaft Kent gelegene Dover war ein perfekter Ausgangspunkt für unseres erstes Ziel in England – Cornwall.
Die Reise dorthin würde uns durch eine Reihe bezaubernde Hafenstädte und Regionen bringen. Ein wenig Glück mit dem Wetter und es würde – eine weitere – unvergessliche Reise werden.
Trotz des heruntergekommen Stadtzentrums gibt es in unmittelbarer Nähe Interessantes und Geschichtsträchtiges zu sehen.
Der Leuchtturm
Der South Foreland Leuchtturm, nicht zu verwechseln mit dem North Foreland Leuchtturm, warnte als Erste, küstennahe Schiffe vor den Goodwinds Sands mit elektrischem Licht. Das war 1857 eine grosse Sache.
42 Jahre später nutzte der findige Italiener Guglielmo Marconi den Leuchtturm für die ersten Internationale Radioübertragung – nach Wimereus in Frankreich.
Das Faszinierendste an diesem Leuchturm ist die Geschichte der Leuchtturmwächter. Im Jahre 1730 startete ein gewissen William Knott seine Karriere eben in diesem Leuchtturm. 1906, also über 176 Jahre später, endete die Äre der Leuchtturmwächter Familie Knott mit Edmund Horton Knott. Somit ist die Knott Familie die Familie, die am längsten durchgehend dem Leuchtturmbusiness nachgegangen ist – und das weltweit.
Ursprünglich waren es sogar zwei Leuchttürme. Der South Foreland Upper Leuchtturm und der South Foreland Lower Leuchtturm. Zweiterer wurde 1904 ausser Dienst gestellt und gehört nun einer Privatperson. Cool – ein eigener Leuchtturm in England.

Neben dem Leuchtturm ist das Dover Castle auf jeden Fall einen Besuch werden. Auf dem Areal finden sich die Überreste eines römischen Leuchtturms und der ist vermutlich das älteste Gebäude in Grossbritannien.
Samphire Hoe
Nur ein paar Autominuten Richtung Westen – also Richtung Cornwall – entfernt war Samphire Hoe. Ein County Park aufgeschüttet mit 4,9 Millionen Kubikmeter Kalk aus dem Bau des Europatunnels. Das ist eine Menge. Das ist fast die selbe Menge, die für die Grosse Pyramide on Giza verwendet wurde. Also richtig viel. Hier könnte man einen ganzen Tag verbringen. Es gibt Spazierwege und mehrere Stellen laden zum Verweilen ein.
Folkstone

Folkstone war unser erster Stopp. Wir parkten im Zentrum des ehemaligen Erholungsortes. Wie Dover hatte der Ort schon bessere Zeiten gesehen. Die zahlreichen Pubs am Hafen stimmten uns auf die Pubkultur der Briten ein. Hier lernten wir, dass Parken in englischen Städten immer Geld kostet und das nicht wenig. Wir bezahlten im Schnitt fünf Pfund um auf Parkplatz nähe einer Stadt, Dorf, was auch immer, zu stehen. Vorbei an Mythe, St Mary’s Bay und Ladd ging es nach Rye.
Ein paar Worte über das Fahren
Da ich gerade ein wenig Zeit habe, darf ich euch etwas über das Fahren auf der linken Seite der Strasse und auf das Fahren ganz im Allgemeinen in Südengland verraten.
Das Fahren auf der linken Seite ist nach fünf Monaten Neuseeland und Australien nichts Neues. Neu ist mit einem Auto zu fahren, dass für den Strassenverkehr auf der rechten Seite gemacht ist, links zu fahren. Das bringt einige interessante Situationen mit sich.
Beispielswiese befinden sich Ticketschalter und Parkautomaten auf der Beifahrerseite. Bei vielen Kreuzungen sieht man nicht, was sich von der rechten Seite nähert.
So bleibt nichts Anderes übrig, als stehen zu bleiben, abzuschnallen, den Gang raus, die Handbremse anziehen, zum Beifahrersitz krabbeln, aus dem Fenster schauen und wenn Alles frei war, sofort wieder auf den Fahrersitz springen, die Handbremse lösen, den Gang einlegen und Gas geben. Sofern ich den Motor dann nicht abwürgte, würde nach ein paar Metern der Alarm angehen, weil ich nicht angeschnallt war. Ich war so froh, dass Nina auf dem Beifahrersitz mir das Alles ersparte.
Auf manchen Strasse in England spielte dies keine besondere Rolle. Die Strassen sind da so eng, dass es kein Links oder Rechts mehr gibt. Ein etwas breiteres Auto, wie unser Henry streift dann mit beiden Ohren (Seitenspiegel) an den Hecken links und rechts. Wenn dann noch ein anderes Auto entgegenkommt, heisst es hunderte von Metern zurückzufahren oder stur zu warten bis der Andere das tut.
Rye
Mairmaid Street in Rye Rye
“It’s time to start living the life you’ve imagined.”
Henry James
Dieses berühmte Zitat von Henry James, ein amerikanisch-britischer Autor, fiel mir ein, als wir vor dem Lamp House in Rye standen. Ein schönes, grosses, typisches Townhouse, das vom National Trust sorgfältig renoviert wurde.
Von 1898 bis 1916 hat Henry – ich habe viele Werke von ihm gelesen, daher nenne ich ihn beim Vornamen – “The Wings of the Dove” (1902), “The Ambassador” (1903) und “The Golden Bowl” (1904) hier geschrieben. Das Haus kann gegen ein entsprechendes Entgelt besichtigt werden. Das ist eines der wunderbaren Dinge für mich in England. In so vielen Orten ist das Erbe historischer Figuren so lebendig und unterhaltend wie nirgendwo sonst.
The Mermaid Street

Das Highlight des wohl ursprünglichsten Ortes in Südost England ist die Mermaid Street. Die leicht abfallende Strasse, die wie der Rest der Stadt mit glattgeschliffenen Kopfsteinpflaster verzaubert, beeindruckt mit Fachwerkhäusern aus dem 15 Jahrhundert auf beiden Seiten. Süsse kleine Kaffees mit hausgemachten Kuchen, eine Fotogalerie und ein liebesvolle Kino, in einem Kirchenanbau untergebracht, zeugt von der Ursprünglichkeit des Ortes. Als hätte jemand die Zeit angehalten – und das schon vor sehr, sehr langer Zeit. Wir mochten Rye.
Beachy Head

Unser nächste Etappe führte uns durch die atemberaubende Küstenlinie von East Sussex. Dieser inspirierte Gegend Englands wird regelmässig von Londonener heimgesucht. Immer dann wenn die Sonne durch die Wolkendecke kämpft. Wie dieser Tage.
Vorbei an Hastings, einer der ursprünglichen Cinque Ports. In der viktorianischen Blütezeit war Hastings ein berühmter und beliebter Ressortort. Ein Bewohner aus Hastings erklärte uns, dass die Stadt in den letzten Jahren eine Renaissance Zeit erlebt und somit dem Niedergang in der Nachkriegszeit hinter sich lässt.
Nahe der ruhigen am Meer gelegenen Stadt Eastbourne und nach vor Newhaven, liegen die berühmten Klippen von Beachy Head und die Seven Sisters. Ein Weg, der auf den Spitzen der Klippen verläuft, lud uns bei schönstem Wetter zum Wandern ein. Beachy Head ist mit 162 Meter (531 feet) über dem Meer das höchste Kliff in ganz Britannien.
Der Nummer 3 Selbstmord Spot
Und weil es so hoch ist und keine Absperrungen vorhanden sind, ist es nicht nur magisch anziehend für Wanderer, es ist auch ein beliebter Selbstmord Spot. Die Zahl der Selbstmorde variiert je nach Quelle zwischen 20 und 30 pro Jahr. Vermutlich sind sich viele nicht sicher, ob es sich bei manchen Fällen um einen Selbstmord oder einen Unfall handelt.
Da ich selbst schon beim Fotografieren direkt an einer der Kanten einer 100 Meter Klippe gestanden habe, kann ich mir gut vorstellen, dass ein Unfall schneller passiert, als einem lieb ist.
2010 war es der Nummer 3 Selbstmordspot der Welt. Nach der Golden Gate Bridge in San Francisco un der Aokigahara Wald an der Nordwestflanke des Mount Fuji in Japan. Beides sehr schöne Orte, die wir beide schon besucht hatten, auch ohne Selbstmord zu begehen – offensichtlich.
Brighton & Hove
Häuser in Brighton ” The Lanes” vor dem Ansturm Busse in Brighton
Wir erreichten Brighton. Bekannt als UK’s LGBTQ Hauptstadt hält Brighton für die meisten Besucher etwas bereit. Raves am Strand, Heimat für Biker, zahllose Pubs, Boutiquen – ein interessantes Einkaufserlebnis in The Lanes – schmale Gasse mit über 400 Shops und kuriosen Läden, die von spirituellen T-Shirts über second Hand Sonnenbrillen, Bücher und verrückte Haushaltswaren, Alles anbieten.
Wir blieben nicht lange. Brunchen auf einer hippen Dachterasse mit klassischem britischen Breakfast. Dazu gehören Bohnen, Würstchen, Eier und leckeres, getoastetes Brot. Dazu gesalzene Butter und viele Kaffee. Natürlich darf ein Sonnenbad am berühmten Steinstrand des Brighton Pier nicht fehlen. Der Pier erinnerte entfernt an eine seltsame Mischung von zwei kalifornischen Küstenorten, Santa Monica und Santa Cruz.
Jedi in Brighton
Achja und was mich besonders beeindruckt ist, dass Brighton die höchste Jedi Population in der UK hat. Ja, Jedi Bevölkerung. Ihr habt doch nicht gedacht, dass es Jedi nur in Star Wars gibt? Wer nicht weiss, was ein Jedi ist: zwei Dinge: Erstens: Schäme Dich ? und zweitens lies hier nach.
Zur Jurassic Coast
Über Bognor regis, Arundel und Chichester gings weiter über Lympton, Bournemouth nach Poole. Langweilig wurde uns während der Fahrt nicht. Es gab immer Etwas zu sehen und auf den schmalen, oft nur einspurigen Fahrbahnen, gab es auch allerhand zu tun.
Wir genossen das ewig grüne Weideland, unregelmässig durchzogen von alten mit Moos verwachsenen Steinmauern. Das Ganze wurde unseren Augen mit sanften Hügeln mit Blick auf das tiefblaue Meer präsentiert. Wir freuten uns über unsere Entscheidung, unsere Pläne zu ändern und hierher zu kommen, statt nach Griechenland.
Poole
Poole blickt auf einen 2500 Jahre währende Geschichte zurück und hat den Charme einer Südenglischen Stadt nicht erhalten können. Es hat stark unter dem Deutschen Bombenangriffen und der Vernachlässigung in den Nachkriegszeiten gelitten.
Poole war im zweiten Weltkrieg der drittgrösste Verschiffungshafen für D-Day Landungen der Operation Overload.
In der heutigen Zeit spielt der grösste natürliche Hafen Europas eine wirtschaftlich grosse Rolle. Geld liegt in der Luft. Sunseeker, der weltgrösste Hersteller von Motor Yachten im Privatbesitz, ist mit 1800 Angestellten hier zuhause. In den 1970er Jahren verlegten grosse Unternehmen ihren Sitz von London nach Poole – wer weiss warum.
Poole ist auch die Heimat von Merlin Entertainment, der weltweiten Nummer 2 von Vergnügungspark Betreibern – nach Disney natürlich. Von Alledem sahen wir nur wenig. Wir fuhren durch Poole und erreichten unser Ziel, Lulworth Cove.
Lulworth Cove und Umgebung
Durdle Door Lulworth Cove Nina on a Cliff Lulworth Cove
Für Millionen Jahren haben Wind und Meer eine vielseitige und wilde Küstenlinie geformt. Kleine runde Buchten, Höhlen und verrückt geformte Felsformationen erzählen eine Geschichte, die 250 Millionen Jahre zurückgeht.
Lulworth Cove liegt inmitten der Jurassic Coast – Englands einzige World Heritage Site. Erosion hat die unglaublichen Steinformationen aus Triassic (sehr alt), Jurassic (alt) und Cretaceous (erdgeschichtlich jung) hervorgebracht.
Die unterschiedlichsten Lebewesen aus dieser Zeit , damals ein tropisches Paradies, sind im Stein eingeschlossen und warteten auf unsere Entdeckung. Wir fanden keine. Nichts. Nada.
Durdle Door
Von unserem Parkplatz aus, wanderten wir zum Durdle Door. Ein, für europäische Verhältnisse, riesiger Kalksteinbogen im Meer mit anschliessender, fantastischer Bucht umrandet, mit steilen Klippen der Jurassic Coast.
Den Blick teilten wir gefühlt mit halb Indien. Hier wurde gepost, getanzt, verliebt in die Linse gelächelt und seltsamste Posen für Instagram aufgenommen. Seit 2016 ein Set des Filmes “Housefull 3” hier gedreht wurde, zieht es Inder aus aller Welt hierher.
Mit etwa 250.000 Besuchern ist das kleine Gebiet in den Sommermonaten völlig überlaufen.
Ein witziger Zwischenfall erreignete sich hier, als vor zwei Jahren die örtliche Verwaltung auf Hindi vermerkte, dass kein Müll am Strand zurückgelassen werden soll. Ein Online Übersetzer übersetzte “Müll” mit “nonsense” und so wurde der Hinweis “Mach keinen Nonsense am Strand” von den indischen Besuchern als urkomisch und auch ein wenig verwirrend aufgenommen.
Das Ganze erreichte die Presse und der Betreiber entschuldige sich offiziell und ließ die Korrektur umgehend durchführen.
Eine weitere interessante Begebenheit ist, dass viele Unternehmen ein Bild des Durdle Door für Werbezwecke verwenden, obwohl diese nicht in der Gegend ansässig sind – oft nicht einmal auf der Insel.
So verwendete beispielsweise ein Hotel in den arabischen Emiraten das Bild des einzigartiges Steinbogens, um Werbung für das Hotel zu machen.
Das Ganze kam heraus und das Hotel musste das Bild entfernen. Uns gefiel es hier.
Am nächsten Tag, ein Montag, waren wir (fast) alleine. So konnten wir sonnenhungrig über die Steilküsten entlang wandern und uns dieses Paradieses erfreuen.
Wir hofften, dass diese einmalige Landschaft noch lange erhalten bleibt. Vor uns lagen die reichsten Ölvorkommen in Europa ausserhalb der Nordsee.
Harry and Evelyn
Wir teilten an diesem Tag unseren Tisch im beliebten Fischrestaurant “The boat shack” mit zwei interessanten Personen – Harry und Evelyn. Harry war Maler und einen Tag vor seinem 56igsten Geburtstag. Er hatte mehr als zehn Jahren in Paris gewohnt – wie es sich für einen richtigen Maler gehört.
Dass keine Missverständnisse auftreten, mit Maler meine ich jemanden der Bilder malt, nicht jemand der eine heruntergekommene Wohnung mit eimerweise Farbe zu neuem Leben erweckt. Nicht, dass das Zweite nichts mit Kunst zu tun hätte.
Über Fish & Chips
Wir unterhielten uns über die regionale Zubereitung von Fish und Chips und über Malzessig und Brown Sauce. Das ist eine dicke braune Sauce, die einer leicht süßen, würzigen Steaksauce ähnelt. Es wird aus Äpfeln, Pflaumen, Zwiebeln, Malzessig und Gewürzen hergestellt. Es ist besonders beliebt bei Fish & Chips.
Wie Kinder überall in Deutschland und vermutlich der Rest der Welt Ketchup auf Alles geben können – sogar Spaghetti, so nutzt der Brite Brown Sauce. Der grosse Vorteil an Brown Sauce ist, dass egal was darunter begraben liegt, es umgehend nur noch nach dieser Sauce schmeckt. Wir lieben England.
Chesil Beach

Einer der interessantesten Strände in England ist wohl Chesil. Der 29 Kilometer lange und 15m hohe Strand ist nicht etwa mit Sand bedeckt. Nein, das wäre wohl zu einfach sein. Chesil besteht wie der altenglische Name cisel was so viel wie Kies bedeutet aus – richtig, Kies.
Dieses 100-Millioen-Tonne Hügel gehört ebenfalls zur Jurassic Coast. Die Steine des Chesil Beach reichen von erbsengroß im Westen bis handgroß im Osten. Der nahezu perfekt gerade verlaufede Küstenstreifen erstreckt sich von West Bay zur Isle of Portland.
Als wir ankamen, trafen wir absolut niemanden an. Auch keine Spuren erkannten wir. Nichts. So beschlossen wir ein wenig zu wandern. Das gehen auf Kies ist eine interessante Sache. Kaum steht der Fuss auf dem Kies, rutscht dieser auch schon in alle Richtungen davon. Kommt dann noch die Belastung des gesamte Körpers hinzu kann es gut sein, dass der Fuss mehr als zehn Zentimeter wo anderst steht als ursprünglich aufgesetzt. Dies bedarf einer gewissen Anstregungen und schon nach ein paar Meter, blickt man sehnsüchtig an den Ort von dem man aufgebrochen ist hinterher und wird sich bewusst, dass man den Weg auch wieder zurückgehen musste.
Auf dem Chesil Beach spielt ein interessanter, wenn auch ein wenig verrückter Roman von Ian McEwan. Wie die meisten seiner Bücher. Das Buch “On Chesil Beach” findet seinen “Höhepunkt” oder eben keinen Höhepunkt auf diesen Strand (die jenigen die dieses Buch gelesen haben verstehen meine Ausdrucksweise).
Wir verliessen nach einem ermüdenten Spaziergang und einem gekochten Essen in unserem Henry den Strand und fuhren nach Lyme Regis.
Lyme Regis
Lyme Regis Lyme Regis – Hauptstrasse Lyme Regis – nette Shops
Als wir in dieses typisch südenglische Örtchen mit dem typischen britischen Flair kamen, hatten wir vor, ein paar Fossilien zu finden. Das machen Alle hier. Fossilienjagd in der Jurassic Coast ist ein “Must-Do”. Wir waren dabei. Vielleicht kein vollständiges Exemplar eines Dinosauriers, vielleicht einen Wirbel oder einen Kopf oder versteinerte Exkremente – wer weiss – wir waren offen. Wir fanden nichts. Gar. Nichts.
Naja, in manchen Geschäften – von denen es in Lyme Regis viele gibt – wurden wir fündig. Aber das ist ja nicht das Gleiche.
Die Geschichte von Mary Anning
Wenn wir in einen dieser Geschäfte standen und die vielen Fossilien bestaunten, war es schwer, nicht an Mary Anning zu denken, die berühmte viktorianische Fossilienjägerin, die Tag für Tag den bröckelnden Klippen und den schnell ansteigenden Fluten von Charmouth Beach trotzte, um die wunderschönen Fossilien zu finden. Sie verkaufte diese an Strandgänger und Geologen, um zu überleben.
Obwohl Anning keine formale Ausbildung hatte und in der rein männlichen Wissenschaftsgemeinschaft ihrer Zeit nicht willkommen war, entsprach sie einigen der führenden Persönlichkeiten der viktorianischen Geologie und schaffte es, einige der bedeutendsten paläontologischen Funde ihrer Zeit zu machen, darunter den ersten bekannten Ichthyosaurier und Plesiosarus – beides riesige Meeresreptilien, die in der Jurazeit lebten.
Die wissenschaftliche Gemeinschaft nannte keine von Annings Funden nach ihr. Wir reden hier von einer Zeit in der Frauen weder wählen noch ein offizielles Amt bekleiden oder auch nur zur Universität gehen durften. Eine Schande war das.
Im Jahr 2010, einhundertdreiundsechzig Jahre nach ihrem Tod, nahm die Royal Society Mary in eine Liste der zehn britischen Frauen auf, die die Geschichte der Wissenschaft am meisten beeinflusst haben. Manchmal brauchen die Briten etwas länger.
The “Cobb” – die Hafenmauer
Niedergeschlagen vom erfolglosen Suchen, wir hätten uns vielleicht einen Guide nehmen sollen, stärkten wir uns mit klassischen ausgezeichneten Fish&Chips und schlenderten anschliessend zum Hafen und zum “Cobb” – der Hafenmauer, die etwa hundert festgemachten kleinen Fischerei- und Freizeitbooten Unterschlupf bot.
Jane Austen besuchte Lyme Regis – “die Perle Dorsets” – zweimal und setzte dort in ihrem Roman „Überredung“ eine entscheidende Szene, in der eine der Hauptfiguren, Louisa Musgrove, während eines Urlaubes in der Stadt vom “Cobb” fällt und sich schwer verletzt.
Wir verliessen Lyme Regis und fuhren weiter nach Westen, wo Cornwall auf uns wartet.
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