Okoboji – Das Tor zur Tornado Alley

Die Frau hinter dem Schalter gab mir meinen Pass zurück und reichte mir den schematischen Plan des Campingplatzes. Wie in jeder Einführung in den jeweiligen Campingplatz, kam ein fetter Stift und der Plan zum Einsatz. Cindy, wie das Namensschild auf ihrer Brust verriet, malte den Weg von der Rezeption zu unserem Spot auf die Karte. Dann kreiste sie noch die Toiletten ein und meinte “Hier sind die Toiletten”, dann fuhr sie fort mit “Das ist der Seezugang” und machte einen Kreis, wo das blau auf der Karte begann und dann machte sie einen Kreis um eine kleines Gebäude, direkt neben dem Office. “Das ist der Tornado Schutzraum”, führte sie weiter aus.
Dann kreiselte sie noch ein Gebäude ein, doch ich verstand nicht was sie dann sagte. “Tornado Schutzraum?”, fragt ich sie erstaunt. “ein Tornado? und Schutzraum?”. Sie hielt inne, schaute mich zum ersten Mal richtig an und meinte dann “Ja, aber keine Sorge, wir aktivieren die Sirene gute 10 Minuten davor”. Wie tröstlich, dachte ich mir. Tornados. Könnt Ihr euch an den Film “Twister” erinnern. Oja, Tornados. Ohne es zu wissen, hatte wir die sogenannte Tornado Alley betreten. Das ist der Name der korridorförmigen Region im Mittleren Westen der USA, in der die meisten Tornado-Aktivitäten stattfinden. Und das Gute war, wir waren gerade richtig zum Saisonstart angekommen.
Wir verbrachten erneut Zeit mit Janel und Mark in ihrem Haus am See. Die beiden hatten uns bereits in Montana einen sicheren Hafen gewährt. Seit nun fast 100 Jahren war das Haus am See im Besitz ihrer Familie. Trotz mancher Umbauten in den letzten Jahrzehnten blieb der Charakter des alten Anwesens erhalten und versprühte die Atmosphäre eines in der “Grossen Depression” gebauten Hauses.
Der uralte Holzboden knarrte ein wenig, nostaligische Stühle, Kästchen, ein altes und bequemes Sofa und unzählige andere Dinge, verliehen dem grossen “Familiyroom” eine fantastische Ausstrahlung. Das Haus war mit Geschichten gefüllt, neuen und alten. Portraits von Kriegshelden aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, Bierkrüge aus Deutschland und eine Dollarnote von 1918, als die Unterschrift des Bankbesitzer noch auf dem Geldschein sein musste. Draussen bot sich ein ebenfalls einmaliges Bild.
West Okoboji The Lake The other side of the Walk
Ich stellte mir vor, wie es wohl war, als Kind seinen Sommer hier zu verbringen. Anreise mit dem Zug und einem viel zu grossen Lederkoffer. Und dann nur noch hier zu sein, zur Eisdiele zu schlendert und im See zu schwimmen, mit Mädchen abzuhängen und Erlebnisse einzusaugen, wie es oft nur Kinder können. Freundschaften und Geschichten fürs Leben zu machen.
I imagined what it would be like to spend your summer here as a child. Arrival by train and a leather suitcase that is much too big. And then just being here, strolling to the ice cream parlor and swimming in the lake, hanging out with girls and soaking up experiences that only children can often do. Making friendships and stories for life.
Charlie, der Hund von Janel und Mark riss mich zurück in die Gegenwart. Charlie war schon 12 Jahre alt und ein Hund, wie ich es mochte. Sie bellte nicht, trottete stets ohne Leine neben einem her und hörte auf ihren Besitzer. Zum leidwesen meiner Hunderallergie, mochte mich Charlie und legte sich stets direkt zu mir.
Die Häuser an diesem Teil des Sees hatten keine Zäune und der grosse Garten lief zwischen See und Häuser scheinbar ewig in alle Richtungen. Ein kleiner Weg führt am See entlang und lädt zu einem Spaziergang durch die Nachbarschaft ein. Dabei gibt es allerhand zu sehen und schafft Nähe zu seinen Nachbarn. Eine schöne Idee, sich nicht in seinen Häusern hinter TV zu verstecken, um sich vor der Aussenwelt abzuschotten.

Leider waren wir die Einzigen auf dem Tisch unter den Eichen. Die Familie blieb aus, Nachbarn blieben aus. Feste blieben aus. Kinder blieben aus. Dank des Spielverderbers 2020 mit dem ungalanten Namen – COVID.
Alles in Allem war die Situation mit Covid recht entspannt in Iowa. Ein paar Gesichtsmasken hier und da, das war Alles. Die Angst, die Fernsehen und Zeitungen verbreitete, war dennoch an jeder Ecke zu spüren. Kommentare, Verhalten in Supermärkten und Restaurants, waren allgegenwärtig. Das hinderte uns jedoch nicht daran, neue Freunde kennenzulernen. Ken und Cherry, ein befreundetes Paar von Mark und Janel, halfen uns mit vielen unserer Problemen mit dem Wohnmobil. Sie boten uns einen Platz auf ihrem Grundstück an, als wir keinen Platz am Campingplatz am Wochenende hatten. Auch durften wir ein anderes Grundstück von ihnen verwenden, um unser Wohnmobil zum Verkauf anzubieten. Wunderbare Menschen.
J’s Geburtstag
Birthday with friends My 3. Birthday
Am 04. Juni 2020 wurde ich drei. Was ich damit meine ist, dass es mein dritter Geburtstag in unserem neuen Leben ist. Letztes Jahr feierte ich mit einem witzigen Engländer, einer schwangeren Schwedin und einem Deutschen Künstler (klingt wie der Anfang von einem Witz) in der Nähe von Malmö mit BBQ, Verkleidung und Musik. Ein Jahr davor wanderte ich am Appalachian Trail auf der Ostküste der USA. Dieses Jahr feierten ich mit meiner grossen Liebe und neuen Freunden in Okoboji. Mein Geburtstag war nicht abgesagt.
An dieser Stelle möchte ich euch alle auffordern zu feiern, auch oder gerade dann, wenn dieser Beitrag schon älter sein sollte. Bis zu einem gewissen Grad sind wir alle im Moment in Trauer. Wir haben alle etwas verloren. Viele von uns haben Freiheit verloren, haben Sicherheit verloren, andere haben die Schule verpasst (ok, das ist wahrscheinlich keine echte Sache), oder sie haben eine Gehaltserhöhung verpasst, eine Beförderung, oder sie haben einen Urlaub verpasst, oder Sie haben Ihren Job verloren, oder vielleicht haben sie ihre Hochzeit verpasst.
Doch diese Angst, diese Sorgen, diese Paranoia die überall herrscht, nimmt nur die Energie von dem, was wirklich wichtig ist. Somit bitte ich euch – feiert! Alles. Täglich. Feiert das Leben, denn das wird nicht abgesagt oder verboten. Liebe wird nicht abgesagt. Freude wird nicht abgesagt. Zusammengehörigkeit wird nicht abgesagt, Freundschaft wird nicht abgesagt.
Was auch immer du verpasst, verloren, verschoben, verzögert oder abgesagt hast, denk daran, dass Emotionen und Gefühle niemals abgesagt werden können.
Feiere deinen Geburtstag, feiere deinen Jahrestag, feiere deine Hochzeit auf die bestmögliche Art und Weise. Höre nicht auf zu feiern, denn beim Feiern geht es um das Gute, nicht um irgendetwas Anderes.
Keine Grenzöffnung in Kanada und deren Folgen
Am ersten Juni veröffentlichte Kanada die News, dass die Grenzöffnungen um einen Monat verschoben wird. Also auf den ersten Juli. Das waren wirklich schlechte News. Unser Visa lief Anfang Juli aus und wir mussten die USA verlassen. So starb unser ausgedachter Plan, den Sommer in der Wildniss Kanadas zu verbringen, um Covid zu entfliehen.
Was jetzt? Mal kurz zusammengefasst: Wir sind mit einem US Wohnmobil unterwegs und ziehen einen kanadischen Fiat500 hinter uns her. Den Fiat können wir nicht über geschlossenen Grenzen nach Kanada bringen, um dort zu verkaufen. Auch könnten wir jetzt nicht mehr wie geplant nach Kanada, um dann im Herbst das Wohnmobil in der USA zu verkaufen. So mussten wir das Wohnmobil jetzt verkaufen – wer kauft den bitte inmitten einer Pandemie ein Wohnmobil? Von einem unverkäuflichen kanadisch zugelassenen Fiat in der USA ganz zu schweigen. Vielleicht irgendwo stehen lassen? Die Schlüssel stecken lassen? Über eine Klippe fahren? Einlagern? Doch wer weiss, wann wir wieder in die USA kommen können? Wir hatten keine Ahnung.
So starteten wir erstmal mit einer bezahlten Anzeige in der grössten Verkaufsplattform für Wohnmobile in der USA (RVtrader). Unbezahlte Anzeigen hatten wir schon seit Montana im Netz. Ohne Anfragen. Zusätzlich erstellte ich eine Webseite für den Verkauf, um alle Daten und häufig gestellte Fragen zusammenzufassen (Hier klicken wer sie sehen will). Wir starteten Facebook Ads und inserierten auf allen, nur erdenklichen Webseiten. Schliessich blieb uns nur noch knapp ein Monat, um ein neue Destination zu finden (die uns einreisen lässt), das Wohnmobil zu verkaufen und den Fiat über die Grenze zu schmuggeln (oder im Meer zu versenken).
Über den Alltag mit Krücken in einem Wohnmobil
Unser Wohnmobil ist gross. Fast 10 Meter lang und fast 4 Meter hoch. Zwei “Slideouts” machen es auf den Seiten breiter. Wie ein Apartment auf Rädern.
Wenn man allerdings auf Krücken und nur einem Fuss unterwegs ist, ist selbst das grösste Wohnmobil winzig klein und eng. Auch die kürzesten Entfernungen musste Nina humpelnd mit den Krücken zurücklegen. Ein- und Aussteigen aus dem Wohnmobil, der Toilettengang, aufstehen vom Bett oder nur etwas vom Schrank zu holen, wurden zur ständigen Herausforderungen.
Zwei kleinere Unfälle ereigneten sich trotz grösster Vorsicht. Einer führte dazu, dass sie eine Zehe des anderen Fusses so stark anschlug, dass diese blau anlief. Beim Zweiten verloren die Krücken den Halt auf etwas Nassem und versagten somit ihren Dienst. In Reaktion benutzte Nina Ihren verletzten Fuss, um nicht zu stürtzen. Sie schrie sofort auf, als Gewicht auf den Fuss kam und sackte dann wie vom Blitz gefällt zusammen. Dabei stützte sie sich mit einer Hand auf und begrub diese Sekundenbruchteile später mit ihrem Körper. Yeeeha !
Eine folgenreiche Entscheidung

Nach einige Nächten unruhigen Schlafes, trafen wir eine Entscheidung. Wir würden nach Mexiko reisen. Unser Plan sah vor, das Wohnmobil zu verkaufen, den Fiat “irgendwie” loszuwerden und einen Pickup-Truck in Texas zu kaufen, um damit nach Mexiko zu fahren. Wir verlegten den Ort des Verkaufes unseres Wohnmobils in unseren Anzeigen nach Austin, Texas.
Und wieder verabschiedeten wir uns von neuen Freunden und versprachen uns, bald wiederzusehen. Vielleicht in Mexiko, vielleicht wo anders auf dieser Welt.
Die Fahrt nach Texas führte uns durch die Bundesstaaten Iowa, durch die Kornkammer Amerikas – Kansas, durch Oklahoma bis hin nach Texas. Eine Fahrt von rund 17 Stunden über etwa 1000 Meilen/1600 Kilometer – aber wer zählt das schon.
Welchen Pickuptruck kaufen wir?

Wir wissen viel über Campervans. Haben uns viel damit beschäftigt. Tagelang, wochenlang und haben schliesslich einen selbst gebaut (in Neuseeland). Wir wissen viel über amerikanische Wohnmobile. Haben uns viel damit beschäftigt. Haben Freunde mit unterschiedlichsten Typen und sind Besitzer eines solchen. Wir wissen viel über europäische Wohnmobile. Haben uns viel damit beschäftigt. Hatten selbst eines bei unserer Reise durch Europa. Wir haben allerdings keine Ahnung, wenn es um Pickup Trucks geht. Also zurück an den Start. Recherchieren, nachfragen und verstehen. Wie so Vieles im Reisealltag.
Warum den überhaupt einen Pickuptruck?
Mexiko besteht nicht nur aus Hauptverkehrsrouten. Viele der Strassen sind rau und führen über Stock und Stein. Wir hatten Strassenverhältnisse auf der ganzen Welt in denen wir uns oft ein Allrad Fahrzeug herbeisehnten. Unpassierbare lange Schotterstrassen in Neuseeland, Dirt Roads in Australien, Wege in Sardinien die mit Löchern gepflastert waren, dass Achsenbrüche vorprogrammiert waren. Nicht zu vergessen, die unzähligen Strassen in den USA und Kanada, die einfach nur schrecklich waren. Daher der Truck. Und wer weiss, wie es nach Mexico weitergeht? Honduras, Costa Rica, Panama. Die Welt ist gross und wir sind jung.
Wir stellten uns auch die Frage, wo wir schlafen werden, wenn wir unterwegs sind? Auch dafür haben wir eine Antwort gefunden: Truck Camper. Das ist eine Art Kabine, die auf die Ladefläche des Pickup geladen wird. Dabei überragt ein Teil, in dem das Bett untergebracht ist, die Fahrerkabine des Trucks. Nach längerer Recherche haben wir uns für eine Popup Variante entschieden. Dies bedeutet, dass ein Teil der Kabine nach oben ausfahrbar ist. In diesem Zustand kann auch ich stehen, schlafen, kochen und sitzen. Im zusammengefalteten Zustand reduziert sich die Höhe um gut einen Meter. Eine geringe Höhe kann ungemein nützlich sein. Beispielsweise beim Durchfahren von Tunnels, Passieren von Brücken, unter einer Absperrung durchzukommen oder einfach, um einen überhängenden Baum nicht mitzunehmen.
Das klingt im Grossen und Ganzen recht einfach, wären da nicht die unzähligen Kleinigkeiten gewesen. Welcher Truck kann wieviel Gewicht auf der Ladefläche laden, ohne zusammenzubrechen oder der Aufhängung Schaden zuzufügen? Wie schwer ist ein solcher Truckcamper? Wie schwer ist dieser wenn Wasser, Gas und unsere Sachen darin untergebracht sind? Wie wird der Truckcamper am Truck befestigt? Wie schnell können wir damit fahren? Wie verändert sich Alles, wenn man “offroad” unterwegs ist? Oder darin schläft? Woher kommt der Strom? Wie machen wir das mit dem Duschen? Der Toilette? Das waren nur einige der Fragen, auf die wir eine Antwort finden mussten.
Problem beim Truckkauf
Ein paar Worte zum Autokauf in den Staaten. Wie in vielen Ländern der Welt gibt es in der USA keine Garantie oder Gewährleistung für Gebrauchtwagen. So ist man auf sich alleine gestellt, sobald das Auto das Grundstück des Verkäufers verlässt. Egal was dann passiert.
Unser Budget reichte nicht für ein “richtiges” Autohaus. Vielmehr fuhren wir zu kleinen Parkplätzen, auf denen ein paar Autos, eine heruntergekommene Hütte oder Container und in den seltensten Fällen eine winzige Werkstatt Platz fanden. Um das Klische ganz zu erfüllen, waren alle Verkäufer Mexikaner, Iraner, Pakistani oder aus Afghanistan. Alle mit fürchterlichem Englisch und jeder Satz startete oder endete mit “meeeiii frrrreend”(my friend). Nicht so bei den Mexikanern. Bei denen kamen wir uns vor, als würden wir das zuverlässigste, tollste und günstigste Auto im Umkreis von 200 Meilen kaufen. Ach was rede ich denn, in ganz Texas, vielleicht auch im ganzen bekannten Universum.
Ausnahmslos alle Trucks kamen von Auktionen und die Verkäufer hatte keine Ahnung in welchem Zustand das Fahrzeug war. Was sie nicht daran hinderte jedes Auto in den Himmel zu loben. Zu allem was knackte, knarrte, schleifte oder schlug hieß es stets “nooo problem meeeiii frrrrreeeend”. Ob die Aufhängung defekt war, es sich um ein Raucherauto handelt, der Allrad oder die Klimaanlage nicht funktionierte, immer hiess es “No Problem”.
Natürlich erst nach dem Kauf. Auch war kein Auto geputzt worden. Nicht. Im. Geringsten. Ich weiss sauber ist relativ. Sagen wir es mal so, ich hätte gerne etwas gehabt, um darauf zu sitzen um nicht direkt mit dem Sitz in Berührung zu kommen. Handschuhe für Schaltung und Lenkrad wären auch nicht schlecht gewesen.
Manche Probefahrten konnten wir nur mit offenem Fenster durchführen, da es so stark nach Zigaretten stank. Wie wir schon aus Erfahrung wussten, war dies in unteren Preisklassen normal in Nordamerika. Die Reinigung erfolgt nach dem Kauf – war doch klar, wenn denn auch sonst. Wer will denn schon ein sauberes Auto anschauen und dieses dann auch noch kaufen?
Antworten auf meine spezifischen Fragen zum Truck, wie “Wieviel kann dieser im Bett tragen”, erhielt ich von diesen Verkäufern keine.
Autokauf und Registrierung in den USA
Um ein Auto mit einem Touristenvisum in der USA zu kaufen und zu registrieren, hat man nur wenig Möglichkeiten. Möglich ist dies nur in Washington, Michigan, Kalifornien und Texas. In andere Staaten – und wir haben mit 48 Zulassungsstellen in der USA telefoniert, ist es nicht möglich. Das ist kein Witz. Tagelang haben wir uns durch alle Bundesstaaten in den Lower 48 gekämpft. Unterschiedlichste COVID Bandansagen gehört, stundenlange gewartet, um dann in nur ein paar Minuten zu erfahren, dass es nicht ging.
Ein Auto in einem covid erstarrten Land zu kaufen, ist einfach. Es zu registrieren, ein riesen Problem – vor allem dann, wenn Zeitdruck besteht. Zulassungstellen hatten geschlossen und aufgrund von Covid dauert die Bearbeitung für die Registrierung 4 bis 8 Wochen. Was covid mit der Bearbeitung einer Autoregistrierung zu tun hat, bleibt vermutlich für immer ein Rätsel. Für Amerikaner stellt der Bearbeitungszeitraum kein Problem, da sofort nach dem Kauf eine “Papiernummerntafel” vom Händler ausgedruckt wird. Diese gilt bis zu sechs Monaten.
Da wir nur noch einen Monat hatten um das Land zu verlassen und wir mit Papiernummerntafeln nicht nach Mexiko einreisen durften, mussten wir uns etwas überlegen.
Etwas mehr im Detail: Würden wir einen Truck kaufen und die Registrierung konnte nicht in der Zeit durchgeführt werden, in der wir noch erlaubt waren in der USA zu bleiben, müssten wir ohne den Truck das Land verlassen. Klasse. In diesem Fall würde unser neuer Truck in einem sehr teuren Parkplatz für unbestimmte Zeit stehen. Erschwerend kam hinzu, dass wir zuerst unser Wohnmobil verkaufen müssten, da wir das Geld benötigen würden, um den Truck zu kaufen. Und dann war noch unser Fiat … uns blieb immer noch das Meer.
Wir verkaufen unser Wohnmobil

Wir verkaufen unser Wohnmobil. Wir hatten viele Angebote für unser Wohnmobil. Leider waren von 10 Angeboten 9 ein Versuch ein Schnäppchen zu machen. Wir bekamen Angebote unter der Hälfte des Verkaufpreises. Und dabei waren wir in unserer Klasse die Günstigsten. Die ersten paar Verkaufsgespräche waren mühsam, lange und erst nach einer Stunde und einer virtuellen Tour durch unseren Goldi, meinte der potentielle Käufer, dass er uns die Hälfte geben wolle. Nach diesen ersten Erfahrungen, startete wir immer mit dem Preis. Wir fragten Dinge wie “Habt Ihr/Hast Du den Preis gesehen?” oder trafen aussagen wie “das ist unser niedrigster Preis”. Das hielt sie nicht davon ab, Angebote in Höhe von Popcorn und einem Kinoticket zu machen. Wohnmobilhändler waren die Schlimmsten. Sie boten noch weniger und wollten erst zahlen, wenn sie selbst das Wohnmobil verkauften, was nach ihren eigenen Angaben bis 6 Monate dauern könnte. In covid Zeiten noch ein wenig länger.
Eines Tages hatte ich plötzlich Silke am Telefon. In Deutschland aufgewachsen, war sie vor gut zwanzig Jahren in die USA ausgewandert. Sie und ihr Mann suchten seit über einem Jahr ein geeignetes Wohnmobil.
Wir vereinbarten einen Termin und eine Probefahrt. Sie liebten es und Silkes Mann Glen fuhr, obwohl noch nie ein solch grosses Wohnmobil besessen, als hätte er nie etwas Anderes getan.

Wir einigten uns über den Preis. Einziges und grösstes Problem für uns war, dass sie einen Kredit aufnehmen musste und es war fraglich wie schnell wir das Geld bekommen würde. Da bei uns jeder Tag zählte waren wir verunsichert. Wir hatten eine anderes Paar aus Kalifornien und ein Paar aus North Carolina die beide ebenfalls sehr interessiert waren und auch mit dem Preis einverstanden waren. Unter Umständen konnte es mit diesen Paaren noch länger dauern – wir wussten es nicht. Wir hatten ein gutes Gefühl und gingen den Deal mit Glen und Silke ein.
Wohin mit dem Fiat?
Während wir einige Tage auf Information unserer Käufer warteten, kümmerte sich Nina weiter um den Verkauf des Fiat’s. Was eine echte Herausforderung war.
Zur Erinnerung, es handelte sich um ein kanadisch registriertes Auto, dass sich in der USA befindet. Als Käufer kam daher nur ein Kanadier in Frage. Da die Grenzen geschlossen waren, konnte jedoch ein potentieller Käufer das Auto nicht besichtigen und weiss der Teufel wann, in der USA abholen.
Nina entwickelte kreative Ideen. Beispielweise das Auto mit einem Lieferdienst nach Kanada zu senden (zu teuer) oder einen Snowbird (Kanadier, die ihren Winter im Süden der USA verbrachten) zu verkaufen oder nach Mexiko mitzunehmen, um es dort einen kanadischen Expat zu verkaufen. Sie suchte in Facebook Gruppen nach Menschen mit Doppelstaatsbürgerschaften (fand tatsächliche Einige). Die Lösungen wurden kompliziert und da das lesen einer Anzeigen nicht die Stärke von manchen waren, verliefen sich unzählige Anfragen.
Eine andere Lösung wäre das Auto zu verschrotten. Was sich als nicht möglich herausstellte, da Schrotthändler in der USA nur amerikanisch registrierte Autos verschrotten dürften. Mit Verschenken hatten wir das selbe Problem.
Und dann blieb noch das einlagern. In dieser Variante gab es zwei Probleme. Das eine war, dass wir nicht wussten, wann wir wieder in die USA einreisen durften. Zweitens, würde unsere Autoanmeldung im November auslaufen. Um diese zu verlängern, mussten wir (und eigentlich das Auto) persönlich in Kanada sein. Was ja nicht möglich war,, da wir auch nicht nach Kanada einreisen durften und auch nicht wussten wann. Wenn wir den Zustand der Welt so betrachteten, dann waren Vermutungen wie “Nächstes Jahr ist der ganze Blödsinn wieder vorbei” einfach nur Wunschdenken. Jeden Tag wurde noch ein wenig mehr Bullshit auf den ohnehin schon grossen Haufen mit dem Namen covid gelegt. Und so mussten wir erstmal davon ausgehen, dass so schnell nichts aufgehen wird – vor allem nicht in der USA.
Alltag in Texas

Unser Alltag in Texas drehte sich ausschliesslich um den Verkauf von Wohnmobil und den Kauf des Trucks und des Truck Campers und Allem, was damit zusammenhing.
Seit wir in Texas angekommen waren, wurde die Hitze erneut zu unserem ständigen Begleiter. Temperaturen um die 40C zwangen uns ständig in klimatisierte Umgebungen. Probefahrten mit einem Truck wurde zu Herausforderung. Die Autos waren wie Backofen, wie schon vor einigen Monaten unser Fiat in Skyvalley.

Die COVID Vorschriften in Texas unterschieden sich pro County. Manche County, wie beispielsweise Travis County in Austin, hatte besonders strenge Vorschriften: Kein Essen in Lokalen, Gesichtsmasken waren Vorschrift überall und die meisten Shops hatten geschlossen oder waren bereits pleite. Es gab auch entspanntere Countys, in denen fast alles geöffnet hatte.
Menschen hatten Angst und waren aggressiv. Unzählige Beispiele erlebten wir jeden Tag. Im Grossen und Ganzen liessen sich Alle in drei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe, die jedem, noch so grossen Blödsinn aus den Medien glauben schenkte. Die zweite Gruppe, die glaubte, eine riesige Verschwörung sei ihm gange und die dritte Gruppe, die versuchte, der ersten und zweiten Gruppe aus dem Weg zu gehen. Wir gehörten zur Dritten.
Mexikos Grenzen – offen oder geschlossen?
Ich hatte einen schlimme Vorstellung. In dieser überquerten wir die US-Mexikanische Grenze. Ich reiche dem mexikanische Grenzpolizist unsere Reisepässe, er mustert die Pässe misstrauisch und gibt sie uns mit einem Kopfschütteln und den Worten “Die Grenzen sind geschlossen” zurück.
Die Vorstellung geht dann wie folgt weiter: Wir drehen um. Bei der Wiedereinreise in die US meint der US Grenzpolizist, dass wir nicht einreisen dürfen, da nur Amerikaner erlaubt sind, die Grenze zu überqueren. Wir würden im Niemandsland feststecken. Eine Schreckliche Vorstellung.
Daher wollten wir es genau wissen. War die Landgrenze zu Mexiko nun offen oder nicht? Wir googleten stundenlang, doch Alles, was wir fanden, waren US Seiten, die meinten dass die Grenzen geschlossen seien. So kontaktierten wir die mexikanische Botschaft in Austin, Housten und Phoenix, sowie die Österreischische Botschaft in Mexico. Alle gaben uns die selbe Antwort – die Grenzen sind zu. Dennoch gab es immer wieder Berichte auf Facebook Gruppen, dass der Grenzübertritt möglich ist.
Schliesslich fand ich einen Eintrag auf der mexikanischen Regierungsseite. Mexiko hatte noch nie seine Grenzen geschlossen und das einzige Land weltweit ohne Einreiseverbot. Lediglich die Grenzen von Mexiko in die USA waren geschlossen. Yeeeeha!.
Lösung mit unserem Truck
Als ich meine Recherchen soweit abgeschlossen hatte, wusste ich welche Typen an Pickuptrucks wir kaufen konnten. Jetzt blieb nur noch das Problem mit der Zulassungstelle. Und so suchten wir alle Trucks die in Frage kamen im Umkreis von 300 Meilen um Austin herum und riefen in der zuständigen Zulassungsstelle des jeweiligen Bezirkes an. Wir hatten Glück – In einem einzigen Bezirk – Williams County – war die Zulassungsstelle geöffnet. Hier würden wir unsere Registrierung und somit unsere Nummerntafeln in etwa zwei Wochen erhalten. Also kein Problem, wir waren ja noch 2 1/2 Wochen in der USA.
Es gab in ganz Williams County nur zwei Autos die in Frage kamen. Wir fuhren zum Ersten und machten eine Probefahrt – Es war ein Hundeauto. Den Iranischen Verkäufer fragt ich dennoch, ob er etwas dagegen hätte, wenn wir einen Ankaufstest machen würden. Er hatte. Das zweite Auto war besser und ohne Hund. Nach einer Probefahrt fragten wir auch hier an, ob wir einen Ankaufstest machen könnten. “Kein Problem”, meinte er und so bestellten wir noch am selben Tag einen mobilen Ankauftest. Ich sprach anschliessend mit dem Techniker, der mir für die Kilometeranzahl und das alter, ein gutes Auto bescheinigte. Ein zusätzlicher Pluspunkt war, dass das Auto immer in Texas gewesen ist – also keine harten Winter mit klirrender Kälte mit Streusalz irgendwo im Norden. Wir kauften den Truck.
Truck Camper und Probleme
Zur gleichen Zeit suchten wir nach einem geeigneten Truck Camper. Wir stellten schnell fest, dass Texas zwar das Land der Trucks ist, aber nicht der Truck Camper. In dem Bundesstaat in dem Alles grösser als in anderen ist, ist eine kleine Kabine auf dem Bett des Trucks nicht erwünscht. Nur riesige Wohnwagen schienen dem texanischen Gemüt zu entsprechen. Es gab nur wenige Truck Camper in Texas und mit unserem kleinen Budget noch viel weniger.
Einmal fuhren wir 3 1/2 Stunden nach Housten, um ein gebrauchtes Model anzuschauen. Der Verkäufer antworte auf unsere drei Standardfragen “Hund?”, “Raucher?” und “Sauber?” mit “Nein”, “Nein” und “blitzsauber”. Als wir dann in Housten waren, starrten wir voller Unglauben auf den Truck Camper. “Was war passiert?”, fragt ich mich. Ein Tornado könnte den Camper nicht schlimmer zugerichtet haben. Wenig später stellten wir fest, dass ein Tornado auch im Inneren getobt haben musste. Und offenbar hatte der Tornado auch einen Hund erfasst und im Inneren wie in einem Wäschetrockner herumgeschleudert. Flecken und Hundehaare waren überall. Auf der Decke and den Wänden, am Boden, ja sogar im Kühlschrank. Wie war das nur möglich?.

Ausserdem stank das Innere nach Zigaretten und nach Urin. Ich machte ein paar sarkastische Bemerkungen zum Zustand des Campers und der Verkäufer meinte nur, dass er besonders gut aufgepasst hatte und er ihn nur deshalb verkauft, da er ihn kaum verwenden. Der weite Weg war also umsonst.
Wir wurden schliesslich fündig bei einem Händler, zwei Stunden nördlich von Waco. Jeff, unser Verkäufer war super nett, auch, wenn er absolut nichts verstand, von dem was er verkaufte. Was nicht viel machte, da ich mich in der Zwischenzeit gut auskannte. Wir holten den Camper, ein paar Tage bevor unser Airbnb auslief, ab. Die bestellte Toilette war noch nicht gekommen, doch sie würden uns diese in unser Airbnb nachschicken.
Ein Käufer für unseren Fiat

Eines Tages meldet sich Brandon auf eine Facebook Announce, die Nina geschalten hatte. Wir traffen uns mit dem angehenden Air Force Piloten. Nach einer kurzen Probefahrt kaufte er unseren Fiat. Er würde das Auto importieren. Er war superfreundlich, ehrlich und so höflich wie ich es noch nie erlebt hatte. Charlie, sein Freund stand Brandon um Nichts nach. Es war fantastisch. Um den Deal und unsere Erleichterung zu feiern, stossen wir zusammen mit einem Kaffee in einem klimatisierten Starbucks an.
Wir mieten einen Lageplatz

Wir hatten das Wohnmobil verkauft und hatten uns bis zum Erhalt der Nummerntafel ein Airbnb in Austin gemietet. Die Übergangszeit von einem mobilen Zuhause in das nächste ist für uns immer eine seltsame. Nichts ist mehr da wo es hingehört und die Kosten explodieren. Mit allen Dingen aus unserem Wohnmobil und dem kleinen Fiat hatten wir eine ganze Wohnung mieten müssen. Ein Zimmer in einer WG wäre zu klein gewesen. Wir mussten auch eine Wohnung im Erdgeschoss nehmen, da Nina keine Treppen steigen konnte. Noch immer kaufte ich alle Lebensmittel für uns ein, es wäre zu anstrengend gewesen für Nina. Dennoch lies sie es sich nehmen, mich einigen Tage später vom Flughafen abzuholen. Ich musste für zwei Tage nach New York City. Ein erlebnisreicher Aufenthalt, über den ich ein anderes Mal berichten werde.
We rent a storage place
Our Storage So many things Tetris Goodbye to our Stuff
Beim Ausräumen unseres Wohnmobils wurde uns schnell klar, dass wir nicht all unsere Sachen nach Mexiko mitnehmen konnten. So mieteten wir den günstigsten Lagerplatz in Austin den wir finden konnten. Lagerplätze gibt es in der USA und auch in Kanada überall und in jeder Grössenordnung. Ein Trend der in Europa erst langsam zu starten scheint. Wir mieteten die kleinste Fläche – etwa 2×2 Meter.
Den Mietvertrag für den Lagerplatz abzuschliessen, war super lustig. Ich reichte der Dame die in dem Office sass, meinen Pass. Sie schaute diesen lange und interessiert an, tippte dann eine Weile an ihrem Computer und meinte dann im bedauertenden Tonfall “Leider kannst Du keinen Vertrag abschliessen”. Sie gab mir den Reisepass zurück. “Warum nicht?”, fragte ich verwundert. “Wir haben dein Land nicht in unserem Computer”. “Austria?” fragt ich verwundert. Sie starrte mich ratlos an, nahm erneut meinen Pass und zeigte auf “Österreich”, dass in grossen Lettern auf meinen Pass stand. “Ich habe hier nur Oman und Others”. Ich war versucht zu sagen “Others, ist eine andere Bezeichnung für unser Land”. Bei dieser Vorstellung musste ich lachen. Stattdessen sagte ich “International wird Österreich Austria genannt”. “Das steht aber nicht auf meinen Pass”, entgegnete sie.
Da hatte sie recht. Ich nahm den Pass wieder an mich und suchte im inneren nach dem Namen Austria. Auf der ersten Umschlagsseite stand es, in allen möglichen Varianten. Ich zeigte es ihr und sie begann erneut an ihrem Computer zu tippen. In der Zwischenzeit fragte ich mich, warum eigentlich Österreich auf einen REISEpass stand. Niemand ausserhalb des deutschsprachigen Raumes verwendet diese Länderbezeichnung. Aber was solls.
Die Dame schien Austria gefunden zu haben und fragte mich dann nach meiner Adresse. Wie schon öfter in der Vergangenheit, war ich versucht als Adresse das Schloss Schönbrunn anzugeben, buchstabierte ihr dann aber die richtige Adresse. Bei der Postleitzahl hielt sie inne und meinte, die funktioniert nicht.
Ich erklärte ihr, dass Austria nur vierstellige Postleitzahlen hatte, doch sie meinte, wenn es der Computer nicht nimmt dann können wir den Vertrag nicht abschliessen. Ich versicherte ihr mehrmals dass alles korrekt war. Schliesslich drehte sie den Bildschirm zu mir. Sie hatte als Land “Australia” genommen. Ich zeigte auf das Land und sagte “Austria nicht Australia”. Sie nickte, drehte den Bildschirm zu sich und sagte schliesslich “geht auch nicht”. Ich drehte den Bildschirm wieder zu mir und es stand noch immer Australia als Land. Ich versuchte ihr es nocheinmal zu erklären, half wieder nichts. Schliesslich sagte ich ihr die “richtige” Postleitzahl “25000”. Das funktionierte. Absofort gab es nun ein Baden in Australien.
Während ich den Mietvertrag tausend mal an unterschiedlichsten Stellen unterschrieb, meinte sie dass sie schon immer mal nach Australien fahren wollte um Zebras und Giraffen zu sehen. Sie tat mir irgendwie leid. Ich versicherte ihr, dass Australien ein wunderschönes Land war und es sicherlich in irgendeinen Zoo viele Zebras und Giraffen gab.
Camper Probleme
Ich flog am selben Tag zurück aus NYC als unsere Airbnb Miete auslief. Nina holte mich mit Pepe, wie wir unseren Truck getauft hatten am Flughafen ab. Es war das erste Mal seit ihrem Unfall, dass sie wieder mit einem Auto fuhr.
Der Kühlschrank funktionierte nicht und so suchten wir am selben Tag einen Händler in Austin der sich das ansehen konnte. Drei Händler informierten uns, dass sie keine Garantiearbeiten übernehmen würden und so blieb uns nichts anderes übrig als erneut zum zwei Stunden entfernten Händler zu fahren.
Wieder waren alle super freundlich und nett. Tylor die Sekretärin führte Nina zu einem 30 Minuten entfernten Thai Restaurant um ewas zu holen, solange die Techniker den Kühlschrank bearbeiteten. Leider schienen die netten Techniker keine Ahnung zu haben, was faul mit unserem Kühlschrank war. So tauschten sie diesen einfach aus. Es war nicht etwa so, dass sie einen auf Lager hatten, sie bauten einen aus einem Ausstellungsmodel aus. Bei der Tauschaktion, zerkratzten sie eine Holzfront in unserem Pepe. “Jungs”, sagte ich, “passt bitte ein wenig auf”. Weniger später meinte einer der beiden, die Kratzer sind nun weg. “Wie hast du das gemacht?”, fragt ich ihn und er holte einen Filzstift aus seiner Hose und zeigte diesen mir ganz stolz. “Marker”, sagte er als hätte er einen Blinden das Sehen gegeben. Geistig schlug ich mir die Hand gegen den Kopf.

Es war schon spät und der Tag hatte für mich in NYC begonnen und ich war völlig fertig. Unserem Plan nach hätten wir heute in San Antonio übernachten wollen. Wieder ein Tag weg. Uns blieben nur noch wenige um die USA zu rechtzeitig zu verlassen.
Wir verbrachten die Nacht am Parkplatz von unserem Wohnmobilhändler. Er gab uns Strom und bot uns an die Toilette in einem der Austellungswohnwagen zu nutzen. Wir hatten uns unsere erste Nacht in unserem “Pepe” anders vorgestellt. Die Klimaanlage lief die ganze Nacht. Bei 33C Aussentemperatur auch notwendig.
Der nächste Morgen brachte Temperaturen um die 40C und einen funktionierenden Kühlschrank – dachten wir. Wie bedankten uns herzlich und fuhren nach Austin zu unserem Storage. Dort räumten wir Alles, was wir mitnahmen in unseren Pepe und Alles, was hier bleiben musste, in den Storage. Erst als es dunkel wurde, fuhren wir zu einem riesigen Parkplatz im Süden von Austin, um dort zu übernachten. Es war schrecklich heiss und diesesmal hatten wir keine Klimaanlage.
Mehrere Probleme mit dem Camper
Am Morgen stellten wir fest, dass der Kühlschrank nicht mehr funktionierte. Kein Licht mehr. Ich nahm mein Messgerät und testete Alles. Dann rief ich unseren planlosen Wohnmobilhändler an und gemeinsam testeten wir es erneut durch. Nach einem zwei-stündigen Telefonat vermutete ich, dass erstens die Techniker des Händlers noch weniger Ahnung von Campingkühlschränke hatten wie ich und zweitens, dass die Batterie defekt war. Der Händler sendete uns eine Rechnung über die Batterie, damit wir diese auf Garantie austauschen konnten. Doch leider fanden wir Niemanden in Austin und Umgebung, der diese Marke führte. So kauften wir eine neue. Boom, ein weiteres Loch in unserem Budget.
Ich baute die Batterie ein und der Kühlschrank erwachte wieder zum Leben. Für unsere Lebensmittel kam jedoch jede Hilfe zu spät. Alle tot. Wir kauften wieder ein und fuhren nach San Antonio.
Ein letzter Stop in San Antonio
Ich hatte einen Dachträger für unseren Truck Camper bestellt. Als Adresse benutzte ich die Adresse von Brandon, dem Käufer unseres Fiats. Brandon bot uns an, dass wir vor seinem Haus übernachten konnten. Als wir bei Brandons Haus ankamen war er noch zur Arbeit. Er hatte das Haus offen gelassen und gesagt, wir sollen uns wie Zuhause fühlen. Nach der Dusche fühlten wir uns wie neugeboren. Wie steckten unseren Camper an den Strom und aktivierten die Klimaanlage, die wir in der folgenden Nacht dringend benötigen würden. 34C in der Nacht war nicht so einfach zu ertragen.
Am Morgen stellten wir fest, dass der Kühlschrank wieder nicht mehr funktionierte. Ich nahm erneut mein Messgerät zu Hand und stellte fest, dass überall dort wo Strom sein sollte, Strom war. Ich versuchte telefonisch ein Unternehmen zu finden, das den Kühlschrank anschauen konnten. Doch entweder das Unternehmen hatte wegen covid geschlossen oder der nächste freie Termin wäre in einem Monat. Zurück zu unserem Händler zu fahren war auch keine Option. Wir waren mittlerweile gute 6 Stunden entfernt – in eine Richtung. Und wir mussten wirklich dringend das Land verlassen.
Während ich mit dem Kühlschrank beschäftigt war, bereitete Brandon uns ein fantastisches Frühstück zu. Eier, Hashbrowns und Kaffee. Anschliessend half er mir bei 43C den Dachträger auf den Camper zu montieren. Nina benutzte in der Zwischenzeit Brandons Drucker, um alle erforderlichen Unterlagen für die Grenze auszudrucken. Wir assen noch gemeinsam zu Mittag, bevor wir Richtung Grenze aufbrachen.
Eine solche Hilfsbereitschaft berührt mich jedes mal aufs Neue. Wie kann es sein, dass ein Land, das von so viel Angst gejagt ist wie die USA, solche grosszügigen und gütigen Menschen hervorbringt? In meinem ehemaligen Heimatland hatte ich Schwierigkeiten per Anhalter mitgenommen zu werden, geschweige denn, jemand hätte sein Haus an einen völlig Fremden geöffnet.
Im nächsten Teil erzählen wir euch die Geschichte von 3000km Mexiko und unser Ankunft in Tulum an der Riviera Maya.
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